Artenschutz für die Fantasie, für sie ist kein Platz im System vorhanden.
24. Januar 2017 Business | Manuela Bach | 2 Kommentare

Artenschutz für Fantasie

„Fantasie ist etwas, was einige sich gar nicht vorstellen können“,

so der Text einer Postkarte, die mir in einem Geschäft ins Auge sprang.
Es gibt bestimmt Menschen, die diesen Satz witzig finden. Bei mir löst er Traurigkeit aus.
Schauen Sie doch mal bei sich selbst. Sie lesen ein Buch, Ihr Hauptdarsteller, das Umfeld, die Eindrücke, Sie gestalten dies alles für sich in Ihrem Kopf. Gehen Sie dann in die Verfilmung ist Ihr eigenes Kopfkino, vorsichtig ausgedrückt, in die Tonne getreten worden. Sie können anschließend kaum noch Ihre eigene Version zurückholen.
Doch dies ist nur ein Aspekt. In unserem „alles muss richtig sein, oder es ist falsch“ ist kein Spielraum für freies Denken. Das Wort Spielraum zeigt es schon. Lassen Sie dieses Wort mal durch Ihre Gehirnwindungen laufen. Wie ich schon in einem vorangegangen Beitrag Spielplatz ü30, beschrieben habe, sind Spielräume ungemein wichtig, denn sie bringen uns und unsere Gesellschaft weiter.

Die Fantasie braucht ein Artenschutzprogramm in unserer Welt.

Die Einzigen, die Fantasie offiziell haben dürfen, sind Kreative in den Agenturen. Im eigenen Betrieb ist kein Platz vorgesehen, meist ist noch nicht einmal irgendeine Stimulation vorgesehen, die der Fantasie auf die Sprünge hilft. Bisher sind es wenige internationale Unternehmen wie z.B. SAP, Google und der VW Konzern, der für die Autostadt den Mut hatte, eine Inszenierungsleiterin in die Ebene der Geschäftsleitung zu holen. Es müssen mehr werden!

Menschen, die in der Geschäftsleitung sitzen sind meist ganz anders gepolt. Sie sind diejenigen, „die sich Fantasie gar nicht vorstellen können“. Aber es braucht in unserer Zeit beides.

Fantasie lässt sich nun mal nicht kalkulieren. Im Notfall wird sie eingekauft, aber erst dann, wenn es bereits brennt. Und schon gar nicht gerne aus den eigenen Reihen. In vielen Firmen agiert alleine der Geist des „richtig oder falsch“, und dieses System ist Gift für die Fantasie. Was Fantasie benötigt, um wachsen und gedeihen zu können, sind Zeit und Impulse, doch für beides ist in unserer hektischen Zeit kein Platz. Außerdem ist Fantasie mit freiem Denken verbunden und das kann gefährlich sein.
Schauen Sie sich um. Wir werden mittlerweile von einer Bilderflut überschwemmt. Alles ist in irgendeiner Form im Netz zu finden. Kinder werden von klein auf vor den Fernseher oder Computer gesetzt. Hier beginnt das Aussterben der Fantasie bereits.

Die Fantasie lebt vom kreieren eigener Bilder und eigener Zusammenhänge im Kopf. Kinder werden im Kindergarten schon mit Wissen gefüttert, aber nicht mit Langeweile und in der Schule geht es weiter. Es gibt nur richtig oder falsch. Dies dämmt aber Entwicklungen ein. Ich hatte Kinder im Kurs für Kreatives Schreiben bei denen meine Hauptaufgabe war, zu erklären, dass es KEIN richtig und KEIN falsch gibt. Wir kamen kaum dazu die Fantasie in Fluss zu bringen.
Eltern machen Druck, dabei ist unsere Lebenserwartungen rapide gestiegen.

Warum, frage ich, lassen wir den Kindern keine Zeit?

Ich würde gerne das Fach Fantasie in den Schulen einführen und habe auch schon angedacht Fantasiestunden anzubieten. Schon stellt sich die Frage: Gehört Fantasie in den Bereich Biologie, Deutsch oder Kunst?
Fantasie und Schublade ist sehr schwer und schon ist kein Platz im System vorhanden.
Sie sehen, das mit dem Artenschutzprogramm für Fantasie ist gar nicht so abwegig. Man begegnet ihr immer seltener, und ich habe die Befürchtung, dass sie aussterben könnte.

Selbst einer unserer liebsten Denker, Albert Einstein, sagte:
„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“
Wie können wir eine Atmosphäre in Schulen und Unternehmen schaffen, welche die Fantasie willkommen heißt und ihr den Platz einräumt, den sie verdient.
Wo wären wir ohne sie?

Einfach mal anders

Manuela Bach: eyewall



2 Kommentare zu “Artenschutz für Fantasie”

  1. gute Gedanken…Kreativität ist die Folge…Empathie…Menschlichkeit!

    1. Manuela Bach sagt:

      So sehe ich das auch und das darf in der ganzen Digitalisierung nicht untergehen.

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