Arbeiten in der Stadt, leben auf dem Land. Es könnte so romantisch und idyllisch sein.
29. Januar 2019 Gesellschaft | Manuela Bach | 2 Kommentare

Stadt – Land – Frust

Wenn unser Ort Teil einer Stadt wäre, würden die Trendscouts sagen: Wir sind derzeit angesagt. Denn unser Ort ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen liegen wir an einer Zugstrecke inmitten des Rhein-Main-Gürtels, zum anderen sind unsere Grundstückspreise mit die günstigsten an der Bahnstrecke. Daher sind so viele berufstätige Menschen, besonders junge Familien, hierhergezogen.  Wir sind hip.

Arbeiten in der Stadt, leben auf dem Land. Es könnte so romantisch und idyllisch sein.

Wären da nicht die Strukturen und Maßnahmen derer, nennen wir sie mal „Wegbereiter“ auch Regierung genannt, die leider komplett hinterherhinken.

Unser Ort darf wegen über 30 Jahre alter Bestimmungen kein Gewerbegebiet ausweisen, was im Klartext bedeutet, wir haben keine Einnahmen. Wäre ja nicht schlimm, wenn andere Einnahmequellen oder Unterstützungsgelder da wären.

Wir mussten Kindergartenplätze schaffen, die zwar gefördert wurden, aber nur zum Teil, den Rest musste die Gemeinde selbst aufbringen, heißt wir sind hoffnungslos bis in die Zukunft verschuldet. Was passiert nach dem Kindergarten? Jugendclubs? Doch wovon dann diese bezahlen? Wie können wir unseren Ort für Senioren lebenswert gestalten? Aber dies sind nur zwei von vielen Fragen, die mir durch den Kopf schießen.

Wir hätten so gerne Möglichkeiten für mehr Lebensqualität, denn letztendlich sorgt unsere kleine Gemeinde dafür, dass die Menschen, die jeden Tag von hier in die Ballungsgebiete fahren, und mit versorgten Kindern unbeschwert arbeiten können. Vor einigen Jahren hat sich unsere Gemeinde dazu entschieden den Bahnhof auf den neuesten Stand bringen zu lassen, damit unsere Anbindung erhalten und wir für die S – Bahn gewappnet sind. Hätten wir uns dagegen entschieden, würden heute keine Züge mehr bei uns halten. Soviel zum Thema Umwelt. Viele nutzen Park & Ride, wir müssten zusätzliche Parkplätze schaffen, doch wovon? Natürlich gab es Förderung, aber die Gemeinde hat wie immer einen Teil selbst tragen müssen.

Ansprechpartner für die geschilderten Problematiken sind schwer zu finden, das wirkliche Verständnis und der Blick auf die Zukunft fehlen.

Wo sind die tatkräftigen, politischen Unterstützer für dieses zukunftsträchtige Thema?

Die aktuellen Vorschriften und Paragraphen sind veraltet. Wir haben immer noch nur einen einzigen Gemeindearbeiter der alles trotz Wachstum alleine stemmen soll. Der Fuhrpark, um die Gemeinde am Laufen zu halten muss finanziert werden, der Gemeinderat arbeitet ehrenamtlich und der Bürgermeister bekommt eine Aufwandsentschädigung.  Die Projekte, die zu stemmen sind, wie in den letzten Jahren die Erweiterung und Modernisierung des Kindesgartens, waren eine beträchtliche Zeitaufwändige Aufgabe, um nur einen Punkt zu nennen. Frust breitet sich aus, denn die ganzen Ehrenamtlichen, die anpacken müssen, damit es irgendwie funktioniert fühlen sich mittlerweile ausgenutzt. Vor allen Dingen, weil sie fest eingeplant sind, da sonst vieles zum Erliegen kommt.

WO sind neue Denkansätze? Wer nimmt sich des Themas an?

Anstatt Lebensqualität breitet sich Frust in unserer Gemeinde aus, dabei könnte es sich wirklich gut hier leben lassen, wenn die politisch Agierenden endlich die Veränderungen wahrnehmen und agieren würden.

Doch da ist nichts in Sicht.

Die Zeiten ändern sich, doch bis das an den Stellen registriert wird, die die Geschicke lenken…

Es ist wie bei den Dinosauriern. Der Apparat zu groß und unbeweglich.

Hier wäre „Einfach mal anders“ angebracht – aber bitte bald!

Manuela: eyewall




2 Kommentare zu “Stadt – Land – Frust”

  1. Liebe Manuela, dies ist so großartig auf den Punkt gebracht und ich würde mir wünschen dass deine Worte in der lokalen Presse veröffentlich werden um einen größeren Kreis von Menschen zu erreichen. Denn wir sind sicher nicht die einzige Gemeinde der es so geht. Danke für deine wertvolle „Denkarbeit“ !!!
    Von Herzen Janka van der Pluijm

    1. Manuela Bach sagt:

      Vielen Dank – ich habe diesen Beitrag geschrieben, weil ich mir sicher bin – es geht auch anderen Gemeindene so. Vielleicht tut sich ja was.

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